Zurückgedacht
Die Wahrheit hinter dem Lügenbaron
Die Geschichten, wie Baron Münchhausen auf der Kanonenkugel ritt, sich und sein Pferd an seinem eigenen Schopf aus dem Sumpf zog oder nur mit halbem Pferd an der Tränke stand, sind weltbekannt und machten Hieronymus Carl Friedrich Freiherr von Münchhausen, den Urheber der verrückten Abenteuer, als „Lügenbaron“ zur Legende. Fast jeder hat die ein oder andere Geschichte gelesen, gehört oder eine der zahlreichen Verfilmungen gesehen. So zum Beispiel die 1988 vom Monty-Python Mitglied Terry Gilliam gedrehte Version „Die Abenteuer des Baron Münchhausen“. In diesem Jahr wird der Baron 300 Jahre alt – ein guter Anlass, die Ursprünge der Geschichten näher zu beleuchten und sich an seine persönlichen Begegnungen mit dem Baron und seinen Geschichten (aus Kindertagen?) zurück zu erinnern.

Der Geschichtenerzähler Hieronymus Carl Friedrich Freiherr von Münchhausen
Im Gegensatz zur recht häufigen Annahme vieler, Baron Münchhausen sei eine reine Literaturgestalt, existierte dieser wirklich: Hieronymus Carl Friedrich Freiherr von Münchhausen wurde 1720 im „Schloss Münchhausen“, das eigentlich ein Herrenhaus in Bodenwerder war, geboren. Mit siebzehn trat er zunächst als Page des Herzog von Braunschweig-Wolfenbüttel in den Militärdienst der russischen Zarin und folgte dem Herzog nach Russland direkt in den Kanonenhagel des Russisch-Österreichischen Türkenkrieges. Hieronymus blieb über 10 Jahre als Offizier und Rittmeister im Regiment des Herzogs von Braunschweig-Büttel, das in Riga stationiert war. Hier, in den geselligen Runden der baltischen Adligen, in denen gerne ausschweifend erzählt wurde, wird er wohl selbst zum begnadeten Erzähler und stellt sein Talent auch in einer Dorfschenke unter Beweis. Bei einer dieser Gelegenheiten hat sich wohl Jacobine von Dunten von seinen phantasiereichen Geschichten beeindrucken lassen, denn die beiden heiraten und er kehrt mit ihr 1750 auf sein heimisches Landgut in Bodenwerder zurück. Die beiden bleiben kinderlos, erleben aber 40 gemeinsame glückliche Jahre auf dem Gut, in denen der Baron in seiner „Münchhausen-Grotte“ vor seinen Freunden und Jagdgästen weiter seine kuriosen Geschichten zum Besten gibt.1,2,3
Wie der Baron auf der Kanonenkugel zu Weltruhm kam
Selbst hätte Baron Münchhausen seine Erzählungen nie einem breiten Publikum veröffentlicht – der Welt wurden sie nur bekannt, weil ein häufiger Gast auf dem Gut des Barons, Rudolf Erich Raspe, nach einem Diebstahl nach England floh und wohl aus Geldnot die Geschichten seines ehemaligen Gastgebers 1785 unter dessen Namen veröffentlichte. Die Bücher wurden ein Erfolg, erschienen in mehreren Auflagen und Sprachen und wurden 1786 von Gottfried August Bürger wieder ins Deutsche übersetzt und um weitere Geschichten ergänzt. In den letzten Jahren seines Lebens sah der Baron sich dadurch der Lächerlichkeit preisgegeben, zudem traf ihn der Tod seiner Frau 1790 hart. Mit 74 heiratete er aber nochmal: Die 20-Jährige Offizierstochter Bernhardine von Brünn aus Polle. Die nächsten drei Jahre verbrachte er dann mit einem Scheidungsprozess, in dessen Verlauf er durch die veröffentlichten Geschichten als Unglaubwürdig verunglimpft werden sollte. Der „Lügenbaron“ war geboren. Hieronymus Carl Friedrich Freiherr von Münchhausen starb noch während des Scheidungsprozesses 1797 auf seinem Gut in Bodenwerder.1,2,3
Ihre Erinnerungen an phantastische Geschichten
An welche kuriosen Geschichten des Barons können Sie sich noch erinnern? Welche Geschichten haben Sie einmal gehört und gelesen? Auch wenn Ihnen der Baron bisher nicht begegnet ist, was waren Ihre Lieblingsgeschichten (in der Kindheit)? Vielleicht haben Sie Märchen besonders gerne gelesen, sind mit Jules Verne um die Welt gereist oder haben Winnetou am Lagerfeuer besucht. Schauen Sie doch mal Ihr Bücherregal durch und lesen die ein oder andere Geschichte nach. Sind Sie genauso, wie in Ihrer Erinnerung oder hat sich in Ihrem Gedächtnis die ein oder andere „Lügengeschichte“ zusammengesponnen? Im Rahmen des Gutenberg-Projektes wurden übrigens auch die Geschichten des Baron Münchhausen nach Gottfried August Bürger digitalisiert. Wenn man die Geschichten also nicht im Bücherregal hat, kann man sie auch auf der Internetseite des Projektes nachlesen. Viel Spaß beim Stöbern und Erinnern!
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