Gedächtnisprobleme – von harmlos bis ernsthaft

Wer hat nicht schon einmal einen Schlüssel auf dem Tisch liegen lassen? Oder etwas beim Einkaufen vergessen? Gelegentlich an etwas nicht zu denken ist normal. Ein gewisses Maß an Vergesslichkeit sowie vereinzelte Wortfindungsstörungen deuten nicht direkt auf eine Krankheit hin, sondern sind häufig verbunden mit aktuellen Umständen, wie Stress oder Schlafmangel. Aber wenn wir vergessen, wie man telefoniert oder wenn wir uns zu Hause beim Spaziergang um den Block verlaufen, kann ein ernsthaftes Gedächtnisproblem dahinterstecken. So unterscheiden sich harmlose Vergesslichkeit und ernsthafte Gedächtnisstörungen:

Es ist nicht ungewöhnlich, dass einige Menschen im Alter vergesslicher werden. Ihnen fällt es schwerer als früher, etwas Neues zu lernen und neue Informationen aufzunehmen. Oder sie vergessen bestimmte Ereignisse oder unwichtige Details. Das liegt daran, dass die Prozesse im Gehirn, um Informationen zu speichern und abzurufen, mit dem Alter langsamer werden. Diese Veränderungen sind die Kennzeichen harmloser Vergesslichkeit und somit in der Regel normal. Wer sich dennoch Sorgen um seine Vergesslichkeit macht oder ernsthafte Gedächtnisprobleme dahinter vermutet, sollte sich ärztlichen Rat einholen.

Tipps bei leichter Vergesslichkeit: Kleine Veränderungen im Alltag können uns bereits dabei helfen, unser Gedächtnis wieder fit zu machen. Dazu gehören:

• unter Menschen gehen und soziale Kontakte suchen
• Notizblöcke und Kalender verwenden, um wichtige Dinge zu notieren
• Portemonnaie, Schlüssel und Brille immer an denselben Ort legen
• ausreichend schlafen, auf regelmäßige Bewegung und auf gesunde Ernährung achten
• Hilfe suchen, wenn wir uns traurig und verstimmt fühlen

Häuft sich die Vergesslichkeit stark, kann das allerdings auf eine verminderte Gedächtnisleistung hindeuten. Ernsthafte Gedächtnisprobleme zeigen sich dadurch, dass alltägliche Dinge auf einmal schwerfallen. Es wird zum Beispiel vergessen

• wie man ein Bett bezieht
• dass man dieselbe Frage schon öfters gestellt hat
• wie der eigentlich bekannte Weg zum Bäcker ist
• wieviel Uhr es ist
• mit wem man gerade spricht
• zu essen und zu trinken

Wer wiederholt unter diesen oder ähnlichen Problemen leidet, sollte unbedingt eine Arztpraxis aufsuchen. Jetzt ist es wichtig, die Ursache für diese Aussetzer des Gedächtnisses herauszufinden, um sie frühzeitig zu behandeln. Hinter ernsthaften Gedächtnisstörungen können sich körperliche Krankheiten, wie Alzheimer oder eine vaskuläre Demenz, oder auch psychische Ursachen verbergen. Weitere Hintergründe zu den Ursprüngen von Gedächtnisstörungen finden Sie auf der Seite Ursachen.

Manche ältere Menschen haben mehr Gedächtnisprobleme als andere. Dieser Zustand wird als Leichte Kognitive Störung (MCI) bezeichnet. Auftretende Gedächtnisprobleme äußern sich zum Beispiel durch

• regelmäßiges Verlegen von Sachen
• Vergessen von Verabredungen
• gelegentliche Wortfindungsstörungen

Daneben können Personen mit MCI sich aber noch um sich selbst kümmern und weiterhin ihr normales Leben führen.

Auch wenn es bisher keine anerkannte Behandlung für die MCI gibt, ist es wichtig, Veränderungen in der Gedächtnisfähigkeit rechtzeitig festzustellen. Um zu ermitteln, ob tatsächlich eine MCI vorliegt, sollte in der Hausarztpraxis ein Gedächtnistest durchgeführt werden. Der Arzt oder die Ärztin kann dann bei Bedarf eine Überweisung für weitere Tests in der Facharztpraxis ausstellen. Wird schließlich eine MCI diagnostiziert, ist ein regelmäßiger Arztbesuch alle sechs bis zwölf Monate wichtig, um die Gedächtnisleistung regelmäßig zu überprüfen. Eine Leichte Kognitive Störung kann ein frühes Anzeichen einer Demenz sein, muss es aber nicht. Um ihr Gedächtnis fit zu halten, können Betroffene einiges dazu beitragen – von Gedächtnistraining, über eine gesunde Ernährung bis hin zur pflanzlichen Hilfe aus der Apotheke. Weitere Tipps erhalten Sie in den Rubriken Vorbeugung und Behandlung.