Handlettering fürs Gedächtnis
Er ist oft in alten Schriften zu sehen: Der kunstvoll gestaltete erste Anfangsbuchstabe. Dieser setzte den Grundstein für die Form der Schreibkunst, die wir heute als „Handlettering“ kennen. Der englische Begriff „Handlettering“ setzt sich zusammen aus „Hand“ (deutsch: Hand) und „Lettering“, was so viel wie Buchstabe, Zeichen oder Schrift bedeutet.
Zusammengesetzt beschreibt es das händische Gestalten von Buchstaben oder Wörtern. Den Ursprung hat Handlettering in der Kalligrafie, der „Kunst des Schönen Schreibens“. Mittlerweile koexistieren beide Praktiken nebeneinander, da sich Handlettering zu einer eigenen Kunstform entwickelt hat. Während es bei der Kalligrafie darauf ankommt, mit einer flüssigen Handbewegung schön zu schreiben, werden beim Handlettering die einzelnen Buchstaben eher gemalt und konstruiert als geschrieben. Im Gegensatz zur Kalligrafie folgt Handlettering keinen bestimmten Regeln oder Stilen. Ebenfalls ist es völlig freigestellt, welche Stifte, Pinsel oder andere Werkzeuge verwendet werden. Den Künstlerinnen und Künstlern sind keine Grenzen gesetzt, sodass die Gestaltung der Buchstaben und Wörter in jedweder Stilrichtung erfolgen kann. Mit dem aufsteigenden Do-It-Yourself-Zeitalter (also dem Wunsch, so viel wie möglich selbst zu gestalten und zu erschaffen) hat das Handlettering mittlerweile seinen Weg in die Mitte der Gesellschaft gefunden – oft finden sich Handlettering-Schriftzüge auf Tassen, T-Shirts sowie Speise- und Grußkarten. Denn obwohl die Digitalisierung stets voranschreitet, sind kreative und selbstgestaltete Alltagsmomente weiterhin willkommen!
Stift, Papier, Gehirn – darum ist Handlettering gut für das Gedächtnis
Wer jetzt direkt zu Stift und Papier greift und sich selbst im Handlettering ausprobieren möchte, kann nicht nur in kurzer Zeit personalisierte Postkarten verschicken, sondern tut auch Körper und Geist etwas Gutes. Denn mit der kreativen Beschäftigung wird nicht nur die Motorik geschult – es werden auch Prozesse im Gehirn angestoßen, die förderlich für die Gehirngesundheit sind. Ganz besonders die folgenden fünf Vorteile sprechen für das Handlettering:
1.
Bringt das Gedächtnis in Schwung: Das Schreiben mit der Hand aktiviert verschiedene Hirnregionen stärker als das Tippen auf einer Tastatur. Dies fördert die Gedächtnisbildung, da die Verknüpfungen zwischen den Hirnregionen intensiver sind. Diese Konnektivität ist entscheidend für die Speicherung und den Abruf von Informationen.1
2.
Sudoku, Kreuzworträtsel, Handlettering: Studien zeigen, dass Gedächtnistraining durch kognitive Übungen (z. B. Konzentrations- oder Aufmerksamkeitsübungen) signifikante Verbesserungen in kognitiven Tests bewirken können. Bei regelmäßiger Ausführung der Übungen bleiben die Effekte nachhaltig und helfen, den Alltag besser zu bewältigen.2 Auch Handlettering bedarf Ihrer vollen Aufmerksamkeit und Konzentration und eignet sich daher hervorragend als eine solche kognitive Beschäftigung.
3.
Vorsorge ist besser als Nachsorge: Regelmäßiges Gedächtnistraining kann den Abbau der kognitiven Fähigkeiten verzögern und ist besonders wichtig, wenn die geistigen Herausforderungen im Alltag abnehmen, z. B. nach Austritt aus dem Beruf. Dies kann durch Aktivitäten wie Rätsel, kognitiv beanspruchende Spiele oder kreative Ausdrucksformen wie Handlettering erreicht werden.2,3,4
4.
Gemeinsam zeichnen: Handlettering ist nicht nur eine Aktivität für die ruhigen Abendstunden, sondern es eignet sich auch hervorragend als gemeinsames Projekt. Ob mit Kindern, Enkeln oder Freunden: Handlettering macht auch in Zusammenarbeit Spaß! Studien zeigen, dass soziale Kontakte wichtig für die Erhaltung der kognitiven Fähigkeiten sind.5
5.
Etwas Neues lernen: Der Mensch wächst an seinen Aufgaben – und mit ihm sein Gehirn! Die geistige Fitness profitiert vom Lernprozess bei ungewohnten Beschäftigungen wie zum Beispiel bei einem neuen Hobby. Beim Handlettering wird großen Wert auf Konzentration und feinmotorische Bewegungsabläufe gelegt: Für Ihr Gehirn eine neue Aufgabe, die es in Schwung bringt!6
Etwas Neues zu lernen, ist in jedem Altersabschnitt möglich und gut für Seele, Geist und Körper. Da Studien zeigen, dass die Gedächtnisleistung bereits ab 40 Jahren nachlässt, sollte bereits frühzeitig das eigene Gedächtnis gefördert werden7. Vom Handlettering und der neuen Beschäftigung mit der Kunst der Schönschrift profitieren Gehirne jeden Alters.
So funktioniert’s: Der Einstieg ins Handlettering
Wenn es Sie nun in den Fingern juckt und Sie nicht länger warten möchten, finden Sie auf dieser Seite einige Handlettering-Motive, mit denen Sie nicht nur Ihr Gedächtnis fit halten, sondern auch im Handumdrehen Grußkarten für viele verschiedene Anlässe zaubern können. Ob Geburtstag, Genesung oder einfach nur so: Es ist bestimmt etwas Passendes dabei!
Die ersten Schritte
Die wichtigste Frage zuerst: Was benötigen Sie, um gleich loslegen zu können? Für Ihr eigenes Handlettering brauchen Sie nur wenig Material – Konzeptpapier (z. B. Druckerpapier), Bleistift und Fineliner sind für die ersten Versuche völlig ausreichend. Natürlich können Sie auch schon hier mit Farbe experimentieren! Wenn Sie Ihr Lettering auf einen bunten Hintergrund einfügen möchten, sind hier zum Beispiel Aquarellfarben eine gute Möglichkeit, schnell einen schönen Hintergrund zu erzeugen.
Handlettering-Stile gibt es viele, sie erstrecken sich von Monoline über Brush-Lettering bis zu Fake Calligraphy. Für den Einstieg ins Lettering eignet sich Fake Calligraphy (also unechte Kalligrafie) sehr gut. Damit kann mit einem Bleistift oder einem Fineliner der Effekt einer Feder imitiert werden. Die Basis für diese Schriftart ist ein in Schreibschrift geschriebenes Wort, dessen runde Formen (wie z. B. in G, B, e, g) Sie eher oval zeichnen und alle Abwärtsstriche im zweiten Schritt mit einer parallelen Linie verstärken. Ihnen stehen alle kreativen Türen offen: Sie können nach Lust und Laune verzieren und schnörkeln!
Geduld ist gefragt
Für Ihren Handlettering-Erfolg hilft aber vor allem eins: Üben, üben, üben! Das geht auch im Alltag:
Wenn Sie in einer Zeitschrift oder auf einer Tasse einen Schriftzug sehen, der Ihnen gefällt, zeichnen Sie
hn ab und üben so das Freihand-Zeichnen. Lassen Sie sich von kleinen Fehlern nicht entmutigen und
probieren Sie es einfach erneut – denn wir alle wissen: Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen!
Eine Schritt-für-Schritt Anleitung für den allerersten Gehversuch können Sie hier finden. Die Anleitung
ist auf das Motiv „Gute Besserung“ ausgerichtet, das Sie auch weiter unten im Downloadbereich finden.
Darin steht, welche Materialien Sie für dieses Lettering am besten verwenden und wie Sie ganz einfach
lernen, Buchstaben kunstvoll zu zeichnen.
Weitere Vorlagen ohne Schritt-für-Schritt Anleitung können Sie hier finden. Die Vorlagen dienen dabei nur als Leitlinie: Ihrer Kreativität sind keine Grenzen gesetzt, Sie können ganz frei selbst entscheiden, ob Sie Ihr Werk lieber bunt, schwarz-weiß, mit vielen Schnörkeln, mit wenig Schnörkeln, mit Hintergrund oder ohne Hintergrund gestalten möchten. Drucken Sie sich die Anleitung aus, pausen Sie sie direkt vom Bildschirm ab oder versuchen Sie es frei Hand – alles ist möglich! Die Vorlagen sind auf ein Postkartenformat (A6) ausgerichtet, sodass Sie sich perfekt zum Verschenken eignen.
Übersicht der Vorlagen
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Quellen:
1 https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/schreiben-mit-der-hand-koennte-dem-gehirn-beim-erinnern-helfen-a-0d0b8363-5fd7-4c7b-9d6d-8f181b7166af , abgerufen am 23.8.2024
2 https://sanubi.de/praevention/gedaechtnistraining , abgerufen am 23.8.2024
3 https://www.pflege.de/leben-im-alter/gesundheit-im-alter/gedaechtnistraining/ , abgerufen am 23.8.2024
4 https://www.tke-homesolutions.de/ratgeber/magazin/fit-und-gesund/memory-fuer-senioren/ , abgerufen am 23.8.2024
5 Livingston, Gill et al. “Dementia prevention, intervention, and care: 2020 report of the Lancet Commission.” Lancet (London, England) vol. 396,10248 (2020): 413-446.
6 Voelpel, S. Entscheide selbst, wie alt du bist: Was die Forschung über das Jungbleiben weiß. Rowohlt Verlag GmbH, 2016.
7 Singh-Manoux A, Kivimaki M, Glymour MM, et al. Timing of onset of cognitive decline: results from Whitehall II prospective cohort study. BMJ. 2012;344:d7622.