Das Gedächtnis in Zeiten der Reizüberflutung
Reizüberflutung
Wir leben in einem Zeitalter der Reizüberflutung. Über unsere Smartphones sind wir jederzeit erreichbar. Täglich wenden wir viel Zeit auf, um die Informationen aus E-Mails, WhatsApp, Social Media, Radio und Fernsehen zu bewältigen. Wir erwarten von unserem Gehirn, dass es rund um die Uhr aufmerksam, flexibel und lernfähig ist. Aber wie gesund ist das? US-Forscher entdeckten in Laborversuchen, dass zumindest das Gehirn von Tieren bei Reizüberflutung schlechter durchblutet ist.
Reizüberflutung beginnt bereits, wenn wir verschiedene Aufgaben in kurzer Zeit gleichzeitig erledigen statt nacheinander. Wer beim Bügeln gleichzeitig mit der Enkelin telefoniert und dann zum Kaffeekränzchen fährt, der braucht sich nicht wundern, wenn sein Gedächtnis ihn im Stich lässt, also wenn er den Hausschlüssel auf dem Küchentisch vergisst. Wahrscheinlich ist das Gedächtnis nach wie vor gesund. Schließlich konzentriert sich das Gehirn unter Stress sehr auf das Wesentliche. Und das hat seinen Grund:
Ursprünglich waren wir Jäger und Sammler. Wenn es beim Beeren pflücken darum ging, vor einem plötzlich auftauchenden Feind zu fliehen, taten wir das. Dabei die Schale mit Beeren zu vergessen war lebenswichtig: Sie aufzuheben hätte uns wertvolle Sekunden gekostet. Hätten wir diese Sekunden verloren wären wir möglicherweise zu spät geflüchtet und der Feind hätte uns gefangen bzw. gefressen.
Fazit:
Wir alle sind in der Lage, mehrere Aufgaben gleichzeitig zu erledigen. Telefonieren beim Autofahren, Kochen beim Fernsehen, Kaffee trinken und E-Mails beantworten. Gesünder und einfacher für unser Gedächtnis ist es, wenn wir uns mit jeweils nur einer Aufgabe beschäftigen. Wir sollten uns überlegen, wann das Erledigen mehrerer Dinge gleichzeitig sinnvoll ist. Das heißt wir sollten uns fragen: Muss ich unbedingt beim Bügeln telefonieren oder kann ich dafür einen Augenblick mit dem Bügeln aufhören?
Reizüberflutung lässt sich nicht immer vermeiden: Wir können aber trainieren, wie wir stressfreier damit umgehen. Meditation, autogenes Training oder progressive Muskelentspannung sind Techniken, die uns mehr Gelassenheit bringen. Es tut dem Gehirn außerdem gut, aus seinen gewohnten Bahnen gebracht zu werden. Dazu genügt, gelegentlich einen neuen Spazierweg einzuschlagen, an einem anderen Ort als gewöhnlich zu frühstücken oder einmal rückwärts statt vorwärts ins Bad zu gehen.