Der Opa hat die Enkelin auf dem Schoss sitzen. Er telefoniert mit dem Handy, hält einen Stift und hat den Laptop vor sich stehen.

Multitasking – Wenn alles gleichzeitig passieren soll

Multitasking gilt wohl als eine der gefragtesten Fähigkeiten im Alltag – denn wer möchte nicht gerne mehrere Dinge zeitgleich erledigen und wertvolle Zeit sparen? Doch ist Multitasking tatsächlich so effizient, wie es scheint? Der Begriff „Multitasking“ kommt ursprünglich aus dem Umfeld der Computer – dort werden Aufgaben als „Tasks“ bezeichnet. Multitasking verweist also auf die Fähigkeit eines Betriebssystems, mehrere Aufgaben parallel zu erledigen. Auf den Menschen bezogen wird aus dem „Betriebssystem“ das menschliche Gehirn, das vieles gleichzeitig erledigen muss. 


Ein Mann mittleren Alters mit Brille kratzt sich am Kopf und überlegt

Doppelte Arbeit für das Gehirn

Für die meisten von uns ist Multitasking ein alltägliches Phänomen. Zum Beispiel Kuppeln und Schalten beim Autofahren oder Umherlaufen beim Telefonieren. Diese kleineren kognitiven Aufgaben kann das Gehirn ohne größere Probleme gleichzeitig verrichten. Doch genau hier liegt schon der erste Mythos: „gleichzeitig“ ist etwas zu optimistisch ausgedrückt. Denn in Wirklichkeit wechselt unser Gehirn innerhalb von Bruchteilen einer Sekunde zwischen zwei Aufgaben hin und her. Das bedeutet: das Gehirn hat in diesen Situationen besonders viel zu tun. Werden die Aufgaben komplexer, oder sind sogar Entscheidungen im Spiel, kann das Gehirn sich schlussendlich nur noch auf eine Aufgabe fokussieren1. Das passiert beispielsweise, wenn Sie während eines Gesprächs Ihre Lieblingsserie schauen – hinterher erinnern Sie sich nur an jeweilige Ausschnitte und können weder das Geschehen der Serie noch den Inhalt des Gesprächs lückenlos wiedergeben. 

Auf den ersten Blick erscheint Multitasking als ein effektiver und verlockender Weg, mehrere Aufgaben gleichzeitig zu erledigen und produktiver zu sein.  Doch je mehr Aufgaben das Gehirn „gleichzeitig“ abarbeiten muss, desto mehr Zeit benötigt es, um zwischen den einzelnen Prozessen hin und her zu wechseln. Es zeigt sich also, dass Multitasking sogar einen negativen Effekt auf die Leistung des Gedächtnisses zu haben scheint. In einer Studie von 2024 wurde erforscht, dass Multitasking die kognitive Belastung erhöht und die Effizienz verringert. Außerdem verlangsamt es den Denkprozess.1


Eine Frau sitzt am Tisch und schreibt etwas in ihr Notizbuch. Neben ihr steht eine Tasse.

Eins nach dem anderen

Auf Dauer kann Multitasking sogar zu Erschöpfung, Stress und einem geschwächten Gedächtnis führen. Vergessen Sie also nicht: Auch Ihr Gehirn benötigt Pausen und arbeitetet effizienter, wenn es sich auf eine Aufgabe voll konzentrieren kann2. Um sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, sind Zu-erledigen-Listen ein bewährtes Hilfsmittel. Notieren Sie Ihre wichtigsten Aufgaben und deren sinnvolle Reihenfolge. Bleiben Sie möglichst bei diesem Plan, auch wenn gelegentliche Anpassungen nötig sind. Ergänzend können Heute-nicht-zu-erledigen-Listen helfen: Definieren Sie bewusst, welche Tätigkeiten heute nicht getan werden müssen oder sogar ganz entfallen können. Dies schärft Ihren Fokus zusätzlich.

Für konzentriertes Arbeiten ist es entscheidend, Störquellen zu eliminieren, verzichten Sie zum Beispiel auf ablenkende Hintergrundgeräusche wie Radio oder Fernseher. Bleiben Sie achtsam gegenüber Ihren eigenen Gewohnheiten: Ertappen Sie sich selbst beim Multitasking-Versuch und machen Sie sich bewusst, dass gleichzeitiges Erledigen mehrerer Aufgaben fast nie effizienter ist – weder im Beruf noch in der Freizeit.


Lesen Sie hier, welche Erkenntnisse der Gedächtnisforschung Ihnen in Ihrem Alltag helfen können, zum Beispiel beim besseren Einprägen von Texten.

Erkenntnisse Gedächtnisforschung


Quellen:
1 Sörqvist, P., Dahlström, Ö., Karlsson, T., & Rönnberg, J. (2016). Concentration: The neural underpinnings of how cognitive load shields against distraction. Frontiers in Human Neuroscience, 10, 221. doi.org/10.3389/fnhum.2016.00221
2 Hasan, M. K. (2024). Digital multitasking and hyperactivity: Unveiling the hidden costs to brain health. Annals of Medicine & Surgery, 86, 6371-6373.
 

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