Warum Menschen in "Blue Zones" lange gesund leben
„Wohlstandskrankheiten“ – so nennt man chronische Erkrankungen, die häufig mit einem unausgeglichenen, westlichen Lebensstil in Zusammenhang stehen1: Sie treten mit zunehmendem Alter häufiger auf, wie z. B. Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, aber auch eine nachlassende geistige Leistungsfähigkeit und Demenz-Erkrankungen.
Während die Genetik in gewissem Maße die Anfälligkeit für diese Krankheiten bestimmt, hat der Lebensstil wahrscheinlich einen weitaus größeren Einfluss. Das wird besonders deutlich, wirft man einen Blick auf die sogenannten Blue Zones (engl. „Blaue Zonen“).
Was sind Blue Zones genau?
Die Bezeichnung Blue Zone ist ein nichtwissenschaftlicher Begriff für eine Region, die sich durch die extreme Langlebigkeit ihrer Bevölkerung auszeichnet. Erstmals verwendet wurde der Begriff von dem Autor Dan Buettner, der Gebiete auf der Welt untersuchte, in denen die Menschen außergewöhnlich lange und gesund leben. Dabei beschreibt Buettner fünf bekannte blaue Zonen:
Ikaria (Griechenland), Ogliastra (Sardinien/Italien), Okinawa (Japan), Nicoya-Halbinsel (Costa Rica), Loma Linda (Kalifornien/USA).2
Obwohl dies die einzigen Gebiete sind, die in Büttners Buch behandelt werden, gibt es möglicherweise noch weitere nicht identifizierte Gebiete auf der Welt, die ebenfalls Blaue Zonen sein könnten.
Doch warum werden die Menschen in den Blue Zones so alt und bleiben dabei fit?

Ernährung
„Man ist, was man isst“: Gerade in Bezug auf die Blue Zones könnte sich keine Volksweisheit so bewahrheiten wie diese. Denn eine Gemeinsamkeit der Blauen Zonen ist, dass die dort lebende Bevölkerung sich hauptsächlich pflanzlich ernährt – mit einem hohen Anteil an Hülsenfrüchten, Vollkornprodukten, Gemüse und Nüssen. Dies kann das Risiko senken, an einer Volkskrankheit zu erkranken und trägt zum Erhalt der geistigen Leistungsfähigkeit bei. Auch Fisch und Meeresfrüchte stehen häufig auf dem Speiseplan der „Blau-Zonianer“. Auf Ikaria und Sardinien ernährt man sich mediterran, während auf Okinawa viel Soja und Gemüse verzehrt wird.2 Alkohol hingegen wird nur mäßig konsumiert.
Eine reduzierte Kalorienzufuhr und Fasten sind weitere gemeinsame Gewohnheiten der Bewohner und Bewohnerinnen der blauen Zonen. Das Motto: „Maß statt Masse“. Auf Okinawa gilt beispielsweise die Portionsformel, welche besagt, dass beim ersten Sättigungsanzeichen des Körpers besser nicht weiter gegessen wird.2

Bewegung
Neben der Ernährung ist Bewegung ein weiterer äußerst wichtiger Faktor für Gesundheit, Langlebigkeit und ein aktives Gedächtnis: Denn beim Sport wird die Durchblutung angekurbelt – auch in den Gedächtniszentren.3 In den Blauen Zonen treiben die Menschen jedoch nicht allesamt gezielt Sport, indem sie ins Fitnessstudio gehen. Stattdessen wird die Bewegung durch Arbeit im Freien, Spazierengehen, Kochen und andere Alltagsaufgaben in das tägliche Leben integriert. In den Bergregionen von Ogliastra beispielsweise leben die ältesten Männer der Welt. Diese arbeiten in der Regel noch bis ins hohe Alter als Hirten und bewegen sich regelmäßig an der frischen Luft.2,4

Spiritualität
Spiritualität und Religionsgemeinschaft spielen in den Blauen Zonen eine wichtige Rolle. Eine Reihe von Studien hat gezeigt, dass sich Religiosität positiv auf die Gesundheit und die Lebenserwartung auswirkt. Auch Autor Dan Buettner schreibt der spirituellen Gemeinschaft der Siebenten-Tags-Adventisten aus Loma Linda, Kalifornien, eine gesundheitsfördernde Wirkung zu. Dazu ist es für die Blaue-Zonen-Bevölkerung üblich, eine Art Plan, eine Erfüllung, oder einen Sinn für das Leben zu haben – in Okinawa als „ikigai" und in Nicoya als „plan de vida" bekannt.2,5

Gemeinschaft
Menschen in Blauen Zonen leben oft in starken sozialen Gemeinschaften. Ob Freundschaften oder das Zusammenleben mehrerer Generationen unter einem Dach: Soziale Kontakte sind wichtig für unsere Gesundheit, die Gemeinschaft und das Wohlbefinden.2,5 Experten sagen sogar, dass soziale Interaktionen und ein gesundes Miteinander dabei einer Art Gedächtnistraining gleichkommen. Denn bei jedem sozialen Kontakt nimmt das Gehirn neue Dinge wahr und merkt sich diese – von Gestik und Mimik bis hin zu Emotionen und Inhalt.6
Gerade weil sich die Lebensumstände in den Blauen Zonen oft von unseren unterscheiden, können wir beim Thema Gesundheit und Gedächtnis viel von den weltweit ältesten Menschen lernen.

Risikofaktoren
Neben gesundheitsfördernden Maßnahmen ist es dazu ratsam, Risikofaktoren für Demenz-Erkrankungen zu minimieren, um das Gehirn und das Gedächtnis langfristig fit zu halten. Erfahren Sie hier, welche Risikofaktoren dazu führen, dass die Gedächtnisleistung nachlässt:
Quellen:
1 www.dw.com/de/wohlstandskrankheiten-nehmen-dramatisch-zu/a-6139375, abgerufen am 30.09.2022
2 utopia.de/ratgeber/blue-zones-das-geheimnis-eines-langen-lebens/, abgerufen am 30.09.2022
3 www.zeit.de/zeit-wissen/2022/04/sport-gehirn-gedaechtnis-bewegung, abgerufen am 07.10.2022
4 www.fuersie.de/beauty/anti-aging/artikel/okinawa-und-das-anti-aging-geheimnis, abgerufen am 30.09.2022
5 www.welt.de/print/die_welt/wissen/article13317771/Wem-Gott-zu-langem-Leben-verhilft.html, abgerufen am 30.09.2022
6 www.fitbook.de/health/soziale-kontakte-erhoehen-lebenserwartung, abgerufen am 07.10.2022